28. Oktober 2012

Interview Teil 2

 Teil 2 eines, wie ich finde, ganz interessanten Interviews. Ich habe es gegeben für eine (noch interne) Studie. Daher sind einige Partien im Druck geschwärzt, die aber nur den Namen des Institutes betreffen.
Teil 1 ist ja hier bereits auf dem Blog veröffentlicht...
http://loft2blog.blogspot.de/2012/10/vorab-interwiew.html

Teil 2


I.P.P

Wenn die Technik allgemein bedienbar ist und keine spezielle Ausbildung mehr benötigt, welche besondere Kompetenz wird dann verlangt um Bilder zu gestalten. Ist es die besondere Kreativität oder ist der Fotograf nur der Ausführende der die Ideen der Kreativen umsetzt?

e.schuy
Na ja, es gibt Solche und Solche. Der rein ausführende Fotograf dürfe heute wohl kaum noch eine Überlebenschance haben. Das ist das Thema mit der einfach zu handhabenden, digitalen Fotografie. Dinge abzubilden ist wohl kein Problem mehr, diese Aufgabe kann jeder erledigen. Ich habe noch nie erlebt, dass sich gute Kreative mit einfacher Fotografie zufrieden geben.  Um Bildideen einfach und reproduktiv umzusetzen braucht man heute keine Fotografen mehr. Jeder der eine Kamera bedienen kann, kann diese Arbeiten erledigen. In der professionellen, kommerziellen Fotografie wird die Fähigkeit verlangt zu überraschen durch gehaltvolle Assoziationen. So entsteht ein Zusammenspiel das notwendig ist wenn mehrere Personen an einem Bild arbeiten um Ideen begeisternd umzusetzen.

I.P.P.
Also ist es doch noch so, das Fotografen nicht wirklich austauschbar sind, denn  dann sind es ja nicht nur die freien Arbeiten sondern auch die Umsetzungen im Job die seinen Stil bestimmen.

e.schuy
Na klar, das sind Kür und Pflicht. Was nutzt es mich wenn ich feine Bildchen knipsen kann aber unter Druck und mit klaren Anforderungen an Kreativität und Effektivität versage.  Aber davon abgesehen, bei der Menge an guten Fotografen, jeder ist austauschbar. Aber Jeder der diesen Beruf verstanden hat wird sich einen Stil oder besser gesagt eine Bildsprache zulegen an der er erkannt werden kann.  Nur so kommt man zu Auftraggebern die den einen, bestimmten Fotografen wirklich haben wollen.  Und das ist auch, um wieder etwas Bezug zum Thema zu nehmen die wirkliche Konstante in der Fotografie. Das war so und wird immer so bleiben wenn kommerziell gearbeitet wird.

I.P.P.
Aber der Fotografenmarkt scheint zu boomen, woher kommen die Aufträge.

e.schuy
Boomt er wirklich? Ich denke nicht, nur die Anzahl der Fotografen auf die sich die Aufträge verteilen steigt. Man müsste jetzt einmal eine Statistik haben welche Fotojobs an welche Fotografen vergeben werden. Ich erlebe ja auch das einfache Sachaufnahmen nicht mehr unbedingt bei mir oder in den großen Studios der Kollegen landen.  Das wird immer mehr direkt in den Unternehmen durch Mitarbeiter erledigt. Dann kommen die Jobs die nicht  so wichtig sind aber ein gewisses Equipment verlangen, das sind die Aufträge die wir alle gerne haben möchten. Die großen Studios um für eine Grundauslastung zu sorgen, auch wenn der Assistent ihn fotografiert, damit finanziert er sich zum großen Teil wenn er fest im Studio angestellt ist und die Fotografen die als Mitbewerber auftreten, die ihren Lebensunterhalt aber nicht durch die Fotografie bestreiten müssen, Ihr Hobby aber genau durch solche Aufträge finanzieren und im Heimstudio, für meist kleines Geld, diese Jobs übernehmen. Und danach folgen die Jobs die praktisch nur an Fotografen gegeben werden die über das nötige KnowHow, entsprechende Kontakte und ein gut organisiertes fotografisches Umfeld verfügen. Sie sehen, es ist der mittlere Bereich, der wahrscheinlich auch das größte Volumen hat, der durchaus zu Konflikten und echter Konkurrenz führen kann. Es ist halt schwierig wenn Mitbewerber unter völlig anderen Voraussetzungen kalkulieren können. Das ist ein Thema über das man stundenlang diskutieren könnte und wahrscheinlich zu keinem Ergebnis käme. Letztendlich ist es wohl gut so wie es ist, denn auch dieses Problem beruht auf technischem, politischem und gesellschaftlichem Fortschritt. Also ein Fortschritt der durch die allgemeine Weiterentwicklung bedingt ist und den kann man nun jetzt einfach einmal nicht mögen nur weil man als Fotograf davon betroffen ist.
Zurück zum Kern der Frage. Es gibt nur eine Möglichkeit für Fotografen. Sie besteht darin, eine individuelle, anerkennenswerte Marke zu entwickeln. Das geschieht durch Persönlichkeit, seriöses Arbeiten und eine wirklich eigene Bildsprache.

I.P.P.
Sie haben eine solche Bildsprache?

e.schuy
Ich werde ganz bestimmt nicht meine Bilder beurteilen und sie einem bestimmten Stil zuordnen. Einen Stil selber zu erkennen und Ihm mit Macht treu bleiben zu wollen halte ich für ganz gefährlich, das würde doch fast automatisch dazu führen das ich mich selbst kopiere.  Nein, ich will mich ständig weiterentwickeln, will wirklich neue Bilder schaffen aus der Art der Inspiration wie ich sie für mich entdeckt habe und dann kommt schon etwas Typisches dabei heraus und ich laufe nicht Gefahr Bilder von Kollegen zu kopieren.

I.P.P.
Jetzt bin ich gespannt auf Ihr Inspirationsmodell!

e.schuy
Sie wollen jetzt  m e i n Rezept hören?
Das wird aber kompliziert hier. Also, ich versuche es. Zunächst schaue ich mir relativ wenige Bilder meiner Kollegen an, ganz besonders wenige Produktaufnahmen und Stilllifes. Wenn ich zum Beispiel an einem bestimmten Thema arbeite, vermeide ich es sogar ganz bewusst Bilder zu schauen, Texte und Bücher zu lesen die auch nur annähernd zu dem Thema passen könnten. Sehen Sie, Inspiration bedeutet doch nicht Bildideen zu finden die man übernehmen kann. Inspiration entsteht durch Abrufen und Kombinieren von Erfahrungen, Gesehenem, Gelesenem und Gehörtem, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der zu findenden Lösung stehen.  Also Dingen die ich aufnehme und die in meinem Kopf zu neuen Bildern verarbeitet werden.

I.P.P-
Sie behaupten, dass Bilder sie nicht inspirieren?

e.schuy
Ich versuche mich von Bildern nicht inspirieren zu lassen, zu schnell endet das in der Kopie! Und ich halte es für respektlos und anmaßend gute Bilder nachzustellen. Da sind wir bei dem Thema des geistigen Diebstahls, der Plagiate und des Kopierens. Auch kreative Ideen und Umsetzungen halte ich für schützenswürdig.  Das zu missachten läuft immer darauf hinaus eigene Defizite auszugleichen und sich auf Kosten Anderer selbst profilieren zu wollen.

I.P.P.
Aber das lässt sich doch kaum kontrollieren. Schon gar nicht bei der Bilderflut die wir im Internet finden

e.schuy
Nur weil man es nicht kontrollieren kann wird es ja nicht legal. Es gibt aber auch Tools um gezielt nach Kopien im Internet suchen zu können.

I.P.P.
Suchen Sie  nach Bildern die nach Ihren Vorlagen entstanden sind, oder gar nach Ihren Bildern die widerrechtlich genutzt werden?

e.schuy
Nein, ich habe das einmal ausprobiert, es funktioniert. Danach habe ich nie wieder nach Bildern von mir gesucht. Das bringt mich nicht wirklich weiter. Manchmal bekomme ich einen Tipp von Bekannten, aber ich rege mich dann ja doch nur auf. Etwas dagegen zu unternehmen ist eigentlich unsinnig, die Kopierer entlarven sich meisten schnell selbst. Wissen Sie, jemand der Bilder oder Bildideen kopiert und sie stolz im Internet präsentiert dokumentiert damit auch sein Niveau. Aber ich gebe zu nicht immer gelingt es mir damit souverän umzugehen.

I.P.P.
Ist das ein Problem des Internet ?

e.schuy
Nein, natürlich nicht, da wird es nur direkt sichtbar. Das Internet macht alles möglich. Wenn wir über Internet sprechen würde ich aber gerne das Medium mit seinen unendlichen Informationsmöglichkeiten trennen von den täglichen, Postings auf den sogenannten Social Media Plattformen die hauptsächlich dem Teilen der täglichen Belanglosigkeiten und Termine dienen.
Genau betrachtet nehmen diese Plattformen doch mittlerweile bei vielen Personen einen erheblichen Stellenwert ein, was die tägliche, wenn auch oberflächliche  Wahrnehmung unseres Umfeldes angeht. Fotografisch betrachtet, bestimmt hier die Selbstdarstellung ohne wirklichen Hintergrund den Zeitgeist, also einen Trend in der Gesellschaft. Was mich immer wieder wundert, ist wie sehr akzeptiert das mittlerweile ist.  Ich war völlig überrascht als ich vor einigen Tagen ein Interview mit einem Medienwissenschaftler hörte. Es ist wirklich faszinierend wenn auch aus anderen Bereichen solche Meinungen aufkommen die sich fast 1:1 auf die Fotografie übertragen lassen. Ich habe mir das noch einmal herausgesucht, in einem etwas anderen Zusammenhang sagte er folgendes:

Zitat:
Ich halte sie für typisch für einen Trend in der Gesellschaft, dass nämlich das Äußerliche, die Selbstdarstellung, die Selbstvermarktung, die Oberhand gewinnt gegenüber der Substanz von Können und Wissen. Das ist es, was ich gefährlich finde, weil da Tendenzen des Marktgeschehens und des Konformismus hochgehalten werden und das eigentlich Substanzielle der Entwicklung einer Persönlichkeit in den Hintergrund gedrängt wird.

Zitat Ende  >Bernd Gäbler, Medienwissenschafter in einem Interview mit dem WDR in dem es um Castingshows ging.

Siehe:  Hohle Idole

Besser kann man es wohl kaum beschreiben. Aber das wiederum hat überhaupt nichts mit ernsthaftem Social Marketing zu tun!  Im Social Marketing geht es mir darum interessante Neuigkeiten zu erfahren und zu verbreiten. Die Relevanz der der Mitteilungen und Postings für Andere, sollte aber auch immer bedacht sein!

I.P.P.
War jetzt früher alles besser?

Eschuy.
Hört sich fast so an, nein es ist natürlich nicht so! Aber das zu erwähnen ist ja schon sehr banal. Alles ändert sich, wie sollte es Fortschritt geben wenn wir nicht positive und negative Eigenschaften damit erfahren.  Ein 70jähriger Indianer hat sich 1820 wahrscheinlich auch darüber beschwert, dass die Trommelsignale zu laut sind, seine geliebten Rauchzeichen waren eindeutig leiser. Trotzdem bedeutet die Zuhilfenahme der Akustik in der Kommunikation einen gewaltigen Fortschritt. Das wir fotografisch nicht mehr auf Fremdpropaganda angewiesen sind sondern uns sogar international präsentieren können ist doch genial. Wenn das kein Fortschritt ist, bei dem wir auch verzeihen können was sonst noch damit einhergeht, dann wird es schon sehr öde.  Alleine die Faszination, die Spannung die damit verbunden ist, fast täglich neue Herausforderungen entdecken zu können macht einfach nur Spaß.

I.P.P.
Herr Schuy, sie scheinen ein sehr klares Bild von Ihrer Umwelt und Ihren Zielen zu haben. Haben Sie Vorbilder?

e.schuy
Wenn das ein Lob war, herzlichen Dank!
Vorbilder, ich glaube nicht. Zumindest nicht direkt und umfassend. Sicher gibt es Leute die sich auf einem Gebiet einen Status erarbeitet haben den ich bewundern kann, dann ist es aber nicht mein Ziel auf diesen Platz zu kommen  sondern vielleicht direkt daneben, mit meiner persönlichen Eigenständigkeit. Also es gibt eine Menge Leute die mich faszinieren, die sind dann zum Teil auch echter Antrieb meine Ideen und Ziele so zu puschen das sie zu einem Erfolg führen der bemerkt wird.

I.P.P
Eberhard Schuy, herzlichen Dank für das ausführliche Interview, ich freue mich auf die vielen Ideen die sie noch haben und hoffe das alle so erfolgreich werden, dass wir sie bemerken!


24. Oktober 2012

wieder im job

nach einer Woche durchatmen auf der Insel ging es dann am Samstag direkt Richtung Völklingen zu den saarländischen Fototagen ISO 2012.   Von hier aus noch einmal herzlichen Dank für die perfekt geplante Veranstaltung. Auch die Abendveranstaltung zeigte, dass hier mal etwas über den Tellerrand geschaut wurde und Kreativität nicht nur fotografisch inspirierend sein kann.  Modenschau  und Netzwerken fand ich echt klasse! Am Sonntag ging  es im Workshop dann um grundlegende Techniken und Effekte in der Objektfotografie.  Montag und Dienstag habe ich dann bei Kunden und Konzepten  in München verbracht. Heute Industrieshooting in Köln und ab morgen werd ich mich dann wieder für  ein paar Tage zurückziehen um am neuen Buch zu schreiben.  Ach ja, dann ist seit heute auch das nächste Videotraining online. Einige schreiben schon ganz überrascht :-) Aber dazu sag ich heute mal nichts :-) demnächst mal mehr auch zu den  Trainings die während der Photokina etwas  untergegangen sind.
Jetzt erst einmal viel Spass mit   Photoshop  und Objektretusche ( ich denke mal ... No.1 )


13. Oktober 2012

arbeitsurlaub

 etwas Ausspannen muss auch mal sein,  also bin ich mit Familie mal eine Woche in Dänemark. Das klappt eigentlich prima . Die Mittagsstündchen, 12 Uhr bis 14 Uhr und Abends ab 19 Uhr kann man konzentriert arbeiten, dazwischen  fotografieren, spazieren  gehen, Drachen steigen lassen und das Meer genießen.  Das Tolle, durch diesen Rhythmus geht das Schreiben und Denken fast von alleine. 3 Projekte habe ich mir vorgenommen zu bearbeiten. Also täglich locker 5 Std. arbeiten, daran könnte ich mich gewöhnen. Leider fallen diese 5 Stunden aber nur so leicht wenn man entsprechend vorgearbeitet hat und das geht leider nicht ganz so locker ab.. trotzdem  nett ist es hier :-)



Streifen, Streifen, Streifen :-)

4. Oktober 2012

Vorab- ein interview mit ... Teil 1



irgendwie passt es ja auch gerade..

Teil 1 eines Interviews




Individual- und Gemeinschaftskompetenzen
in der Medienwelt

Ein Gespräch mit Eberhard  Schuy über Kompetenzen und Veränderungen im Berufsleben als Fotograf
Eberhard Schuy ist seit 25 Jahren Berufsfotograf in Köln. Er arbeitet dort für große Unternehmen und Werbeagenturen im Bereich der Werbe und Industriefotografie.
Außerdem kann man ihn für Workshops, Schulungen und Coachings buchen.



I.P.P.
Herr Schuy, herzlichen Dank das Sie sich heute die Zeit nehmen für ein ausführliches Interview. Wir möchten Sie in einem Portrait vorstellen und die Veränderungen in einem Medienberuf bedingt durch neue und digitale Techniken besprechen. Im Vordergrund sollte dabei nicht die Technik stehen sondern die Auswirkungen in Ihrem persönlichen Arbeitsleben. Sie gelten als Experte für Produktfotografie und Analyst wenn es um die Darstellung von Objekten geht. Einige große Agenturen haben sie bereits gebucht wenn es um Konzeptentwicklungen in der Objektfotografie geht.  Dazu aber später mehr.  Zunächst etwas zu Ihrer Person bezüglich der Fotografie. Wie sind sie denn zu diesem Beruf gekommen.

e.schuy
Zunächst bestand der Wunsch etwas mit Bildern zu machen. Eigentlich war Fotograf nur die zweite Wahl, eine Ausbildung als Bildtechniker beim WDR war der große Wunsch. Als ich mich dann näher mit den Berufsbildern beschäftigte ergab sich die Möglichkeit bei einem Werbefotografen ein einwöchiges Praktikum zu machen. Riesige Entwicklerbecken in denen von Hand schwarzweiß Vergrößerungen von mehreren Metern entwickelt wurden.  Horizontal, auf Schienen laufende Vergrößerungsgeräte und Studioaufbauten in denen duzende Kleinteile auf Glasplatten mit vielen riesigen Leuchten so fotografiert wurden, dass man meinte sie wären ausgeschnitten. Dann kamen noch völlig aufwändige Außenaufnahmen in denen stundenlang Leuchten aufgebaut und Objekte zurechtgerückt wurden um danach 3x auszulösen. Als ich das erlebte war die Faszination für die Fotografie geweckt. Fotografiert wurde auf 13x18cm Großformatfilm. Tests wurden keine gemacht.  Und mit dem Belichtungsmesser ausgemessen wurde eher auch selten.  Da arbeitete jemand der wusste was er tat und ich hatte noch überhaupt keine Ahnung welche Kompetenz dahinter stand, fand es aber schon sehr spannend wie die Bilder entstehen.  Nach dieser Woche Praktikum unterschrieb ich spontan einen Lehrvertrag!

I.P.P.
Aus Ihrer Antwort hört man schon heraus wie sehr sie das Thema auch heute noch begeistert!  Sie hatten sicher aber auch Glück, in einem Studio dieser Art zu lernen.

e.schuy:
Na ja, das mit dem Glück im Berufsleben ist ja so eine Sache. Die Details wie es zum Praktikum gekommen ist waren schon nicht ganz zufällig. Und so ist es doch eigentlich immer, auch wenn die Zusammenhänge nicht immer direkt auf der Hand liegen, Vieles, was man sich in langen Jahren erarbeitet wir dann oft am Ende als Glück oder glücklicher Zufall angesehen. Aber es stimmt schon, natürlich konnte ich damals im Praktikum nicht beurteilen welche Qualität der Fotograf und die Ausbildungsstelle hatten. Und ganz klar, im Laufe der Jahre hat mich der Beruf wirklich gepackt. Schon nach wenigen Wochen war mir eigentlich klar das Fotografie mein Ding ist und ich nichts anderes machen möchte!

I.P.P.
Und danach konnten Sie fotografieren? Oder wie schätzen Sie heute den Stand ein den sie mit Abschluss der Ausbildung erreicht hatten.

e.schuy
Zum Glück habe ich damals schon mitbekommen das die Ausbildung gerade mal eine gute Basis liefern kann. Wobei hier ja schon wieder das  Wort Glück vorkommt. Eigentlich ist auch das kein Glück gewesen, konsequentes Mitarbeiten brachte mich immer in eine Position ernst genommen zu werden und einen Status zu erlangen durch den ich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit einbezogen wurde.  

I.P.P.
Wie ging es weiter?

Danach wollte ich nur noch Fotografie lernen und erleben.  Nach dem Zivildienst,  bei dem ich aber auch schon für die Fotografie des Verbandheftchens zuständig war, kamen großartige Jahre in einer Werbeagentur als  Studioleiter und Fotograf.
Internationale Aufträge in der  Beauty- und Autofotografie mit wirklich namhaften Fotografen durfte ich begleiten und teilweise auch fotografieren.  In dieser Zeit begann ich mich auf die Meisterschule vorzubereiten, die ich dann noch 3 Jahre in Köln besuchte und abschloss. Damit hatte ich die Möglichkeit in einem Industrieunternehmen als Werbeassistent eingestellt zu werden. Mein Aufgabenbereich umfasste die Koordination, Organisation und Durchführung der Produktaufnahmen in Europa. Wobei es fast immer um große Industrieanlagen und Ladeneinrichtungen ging.
Der Mix des bis dahin erlebten, also die Erfahrungen der letzten 9 Jahre als verantwortlicher Fotograf in einer Agentur bzw. direkt auf Industrieseite brachten mich fast zwangsläufig dazu, mich als freier Werbefotograf in Köln selbstständig zu machen. Auch hier konnte ich von Anfang an auf meine bisherigen Arbeitgeber zählen die ich vom ersten Tag an als Kunden fotografisch betreuen durfte.
Dann kamen intensive Jahre der selbstständigen Arbeit bis einem klar wird, dass es damit nicht genug sein kann.  Die Ansprüche an den Umgang mit Kunden steigen zwangsläufig und neben reinem Fachwissen zählt auch gute  Kommunikation und die Eigendarstellung gegenüber den Aufraggebern.  So kam ich zu einem mehrmonatigen Kommunikationstraining, das ich wöchentlich abends besuchte. Danach wurde ich dort zum Assistenten gewählt. So konnte ich dann 4 Jahre an der Seite eines bekannten Trainers  (Theo Bergauer) richtige Kommunikation erleben.

I.P.P.
Diese Kommunikationstrainings hatten aber nichts  mit Fotografie direkt zu tun!

e.schuy.
Nein, sie hatten etwas mit der Art und Weise zu tun wie man mit Menschen umgeht, wie man respektvoll miteinander arbeitet, wie man Dinge nicht missverständlich und souverän durchsetzt und sich dabei der Achtung der Mitarbeiter bzw. dem Team in dem man arbeitet bewusst ist. Es geht darum Sicht- und Arbeitsweisen zu achten auch wenn sie nicht der eigenen Vorstellung entsprechen. Hierauf, und auf die Erfahrungen in der Agentur bzw. dem Industriebetrieb baut genau ein solches Training auf. Es macht  alltägliche Abläufe transparent, hält jedem Teilnehmer auch mal den Spiegel vor und sorgt für ein bewusstes und selbstbewusstes  und damit wahrscheinlich auch sympathisches Auftreten in der Arbeitsgemeinschaft. Genau das ist es was jeder  Fachmann oder Experte gelernt haben sollte. Es ist ein Teil der fachlichen Kompetenz, diese auch souverän vermitteln oder zumindest darstellen zu können.

I.P.P.

Damit sind wir ja schon richtig im Thema.
Ist Fachkompetenz Ihrer Meinung nach durch die digitale Fotografie weniger notwendig.

e.schuy
Naja, klar ist sie weniger notwendig und damit auch weniger vorhanden. Aber was soll ein junger Digitalfotograf auch beispielweise mit dem Wissen anfangen wie man einen Großbildfilm einlegt oder wie ein Ausgleichsentwickler angesetzt wird. Wenn er gewohnt ist intuitiv zu arbeiten kann er die Technik fast vernachlässigen.  Das ist alles völlig irrelevant. Wir müssen einfach froh sein das die Entwicklung nicht stehen bleibt auch wenn das natürlich auf den Beruf des Fotografen, um bei diesem Beispiel zu bleiben große Auswirkungen hat.
Als ich mit der Fotografie anfing war es für mich ein Bereich den ich erlernen wollte um dort ein "Fachmann" zu werden um damit Geld verdienen zu können. Damals gab das notwendige Spezialwissen und der Berufsschutz den zu beschreitenden Weg praktisch vor. Heute ist Fotografie für mich kein Beruf im eigentlichen Sinne mehr. Es ist eine Tätigkeit mit der man auch ungelernt Geld verdienen kann. Wir könnten jetzt erst einmal den Begriff " Beruf" in diesem Zusammenhang definieren, aber ich glaube es wird auch so schon klar was ich meine. Es ist einfach geworden sich Berufsfotograf zu nennen, und es ist gut so, dass dadurch viele großartige Fotografen die Möglichkeit haben ohne Beschränkungen Ihre Kompetenz  > Fotografie < unter Beweis zu stellen.  Und wie immer, wenn etwas nicht restriktiv gesetzlich geregelt wird, entstehen Freiräume die auch von Selbstdarstellern und Personen die ohne eigene Kompetenz Wissen oberflächlich weitergeben genutzt werden.  Das ist alles kein Problem, solange sie dabei nicht die Fotografie und ernsthaft tätige Fotografen schädigen.  Aber mir ist auch klar, dass die unterschiedlichsten Online-Plattformen für Viele eine verlockende Spielwiese darstellen.

I.P.P.
Das Problem des Kompetenznachweises gibt es ja mittlerweile in vielen Berufen die ohne Ausbildungsnachweis ausgeübt werden. Fluch oder Segen?

e.schuy
Wenn wir von einem Problem reden dann müsste es ja automatisch ein Fluch sein. Ist es aber nicht, das Problem ist nicht, dass unausgebildete Fotografen auf dem  Markt sind. Das Problem ist die mangelnde Qualifikation und Unterstützung  zum Beispiel durch die Handwerkskammer. Schon seit Ende der 1980er Jahre zeichnet sich doch ab, dass eine Meisterprüfung im kreativen Beruf - Fotograf - eher Hinderlich ist.  Hier wurde und wird es meines Erachtens nach immer noch versäumt eine anerkannte, zeitgemäße Qualifikation anzubieten. So bleibt es also bei den Fotografen sich mit Arbeiten die Ihren eigenen Bildideen entsprechend hervorzuheben.

I.P.P.
Sie sind mittlerweile einer der Experten mit anerkannter Kompetenz wenn es um Produktfotografie geht,  große Agenturen haben sie schon gebucht um Konzepte zur Darstellung von Produkten in bestimmten Marktsegmenten zu entwickeln.  Wie haben Sie diesen Ruf erlangt.

e.schuy
Wenn ich das so genau wüsste, ich würde das Rezept dazu wahrscheinlich verkaufen können. Aber zunächst gibt es da ja die Kompetenz aus Erfahrung und erlerntem Wissen. Und es gibt bei mir einen vielleicht manchmal sogar übertriebenen Respekt vor Arbeiten und Ideen von Kollegen. Daraus resultiert zwangsläufig die Notwendigkeit etwas Neues zu entwickeln zu müssen, das auf der Basis eigener Überlegungen steht.  Wenn sich dann herumspricht, dem Internet sei Dank, dass sich da jemand mit Bildgestaltung, den Besonderheiten der Objektfotografie und der Logik der menschlichen Wahrnehmung befasst und beweisen kann das fotografische Sparten auch eigene Gestaltungsregeln haben können... ja dann scheint es zu funktionieren. Es geht darum im Stillen, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen, Konzepte zu entwickeln damit Bilder sich abheben ohne das der Grund dafür auf den ersten Blick ersichtlich ist. Klingt kompliziert, gemeint sind aber nur die ganz einfachen Bilder von denen die besondere Faszination ausgeht wie wir sie zu Genüge kennen.  Als Fazit könnte man sagen: Die langjährige Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem Thema macht es. Durch reifliches Überlegen entstehen daraus die eigenständigen Bilder. Zielgerichtete Kreativität  entsteht aus einer Kernkompetenz im Mix mit den überraschenden Zutaten die individuell gefunden werden müssen.  Nur Eines ist ganz sicher... Nachmachen und Kopieren, geht gar nicht, auch wenn es noch so sehr unter dem Deckmantel der Inspiration verkauft wird, das ist der Beweis der Inkompetenz schlechthin!

I.P.P.
Zu den Gemeinschaftskompetenzen. In welchem Rahmen greifen sie auf zusätzliches Wissen zurück und welcher Kanäle bedienen sie sich dabei?

e.schuy
Es ist ein ständiges Lernen, wer heute noch so fotografiert wie er das bereits gestern getan hat wird nicht mehr weit kommen. Das ist es wohl, wie die Gesellschaft sich zur Zeit definiert. Es ist alles sehr schnelllebig geworden, trotzdem suchen immer mehr Leute auch nach Ruhepunkten im täglichen Leben.  Auch das ist durchaus ein Umstand den wir in der kommerziellen Fotografie einmal berücksichtigen können. ... Zurück zu Frage, nein ich sitze nicht einsam auf einen Baum  und esse Früchte bis mir eine Idee kommt. Es ist ein Austausch mit ernsthaften Kollegen und Freunden, wichtig ist es, sich andere Meinungen und in meinem Fall auch Bildauffassungen anzuschauen. Das Internet ist dabei übrigens nur hilfreich  Leute zu entdecken die evtl. ein Gespräch wert sind. Das Problem wird mehr und mehr, dass dies eine echte Aufgabe ist, aus 1000 Einträgen den einen Sinnvollen zu finden.  Es gibt nur noch wenige Seiten die eine Qualitätskontrolle  vor die Veröffentlichung setzen.  So bleibt nur die Möglichkeit sich selbst ein System zu entwickeln um die kompetenten Partner zu finden mit denen man sich zum gegenseitigen Nutzen austauschen kann.

3. Oktober 2012

OM-D Rückblick


Vergangenes Wochenende war es dann soweit, 5 Workshops durfte ich in Salzburg die OM-D vorstellen, auf die Besonderheiten hinweisen und diese dann auch gleich im Praxisteil mit Modellen umsetzen. Von  Outdoor-Nachtfotografie ohne Stativ, in dem wir den Bildstabilisator testeten über Portraitfotografie bis hin zu Beauty in Verbindung mit Produkttechniken waren die Themen. Da ich ja in diese Kurse eingesprungen war, musste ich mich dann auch in besonderem Maße auf die Kamera verlassen. Die Modelle, die erschienen, erschienen auch pünktlich und bester Laune. Für mich trotzdem zu spät um ein Set zu testen oder gar einige Probeaufnahmen zu machen . Also kurze Besprechung... und nach dem Theorieteil einfach mal ins "kalte Wasser " springen. Das Licht setzte ich dabei  intuitiv nach einer groben Idee wie ich mir Licht, Bildidee und Kameratechnik, mit den Artfiltern der OM-D und den besonderen Einstellmöglichkeiten der Kelvinwerte vorstellte.  Und dann blieb mit zur Vorführung nur die Hoffnung das alles irgendwie passte. :-)   Wie gesagt die Modelle waren bestens gelaunt , fotogen , also viel konnte ja nicht schief gehen ! Ein paar Bilder folgen unten. Vielen Dank an Christian Fuchs , ein Kollege aus Österreich, der spontan als Assistent eingesprungen ist und sich um Technik, Wasser und spontane Organisationen kümmerte und mir den Rücken völlig frei hielt. ( Im nächsten gemeinsamen Kurs zeige ich dann auch, dass ich weiß was Lichtführung bedeutet und mir der Umgang mit einem Belichtungsmesser im Prinzip klar ist :-).... der musste jetzt sein )
Merci Christian , Merci den tollen Modellen und Danke den engagierten Teilnehmern !




2. Oktober 2012


Vortrag :

Stilllife- und Objektfotografie: Effektive Praxistechniken, bewegende Objektfotografie und 3D-Techniken

Bremen, 1. November 2012.
Für die Medienplantage  werde ich zwei Tage in Bremen sein. 
Am 1.November geht es um neue Techniken und Darstellungsweisen  in der Produktfotografie.  Wie  werden dank neuer Technik Bilder möglich die bisher nur aufwendig und zeitintensiv produziert werden konnten und welche Möglichkeiten entstehen dadurch, Bilder zu schaffen die sich aus  der allgemeinen Bilderflut  abheben.

1.11. ab 18 Uhr,  Dauer ca. 3 Stunden / 30€
http://www.medienplantage.de/vortrage?event=69

Workshop :

Objektfotografie – einfach und professionell – von der Sachaufnahme zum Stilllife

Bremen, 2. November 2012.
Am 2. November fotografieren wir in einem Praxisworkshop Sachaufnahmen und Stillifebilder, die die Gegenstände zum Hero  werden lassen. Welche Aufnahme-, Bild- und Lichttechniken sind notwendig um Fotos zu erstellen, die Aufmerksamkeit erzeugen und in der Werbefotografie funktionieren.

2.11 9.30 bis 17.30 Uhr
http://www.medienplantage.de/seminare?event=70